Mitteilungen des Schweizerischen Idiotikons

Ruedi Haennis Artikel ist in Heft 33/2012 der genannten Zeitschriften erschienen und kann auch hier gelesen werden.

Das 220. Heft des Idiotikons (wüest bis wīter) ist das zweitletzte des 16. Bandes. Es umfasst neben weiteren Kleinsippen die folgenden Wortfamilien: Zuerst wird das im vorangehenden Heft begonnene wüest 'öde, hässlich, schmutzig, unartig' abgeschlossen, wozu etwa verwüesteⁿ 'beschädigen' und uⁿwüestlich 'schonend' gehören. Es folgt Wāt 'Tuch, Stoff', ua. mit der Zusammensetzung Līⁿwāt 'Leinwand, Leinengewebe' sowie der Ableitung wātlich 'artig, geschickt, tüchtig, stattlich' bzw. uⁿwātlich 'schlimm, hässlich, ungehobelt, störrisch'. Erwähnenswert ist sodann der Kantonsname Wāt 'Waadt', dessen deutsche Form eine alte frankoprovenzalische Dialektlautung bewahrt. Die nächste grössere Wortfamilie wird von Watt 'grosse Menge (Schnee, Gras)' eingeleitet und umfasst ua. watteⁿ 'waten' und Wetti 'Teich, Pferdeschwemme, offenes Wasserreservoir'. Nur am Bodensee kommt Watt 'engmaschiges Zugnetz' vor. Ebenfalls regional eng begrenzt ist das etymologisch schwierig zu erklärende Wätta, das in der Bedeutung 'Schwester' nur bei den Südwalsern, in der Bedeutung 'einfältige Frau' nur im Wallis vorkommt. Spinnwättereⁿ – auch mit einer vertrackten Sprachgeschichte – ist der Name einer Basler Zunft. Wett, Wetti oder älter G'wett, das heute die Bedeutung 'Wette' hat, meinte ursprünglich 'Pfand, Gerichtsbusse', das zugehörige Verb wetteⁿ 'wetten' dementsprechend zuerst 'eine Sicherheit leisten, ein Strafgeld entrichten'. Die nächste grosse Wortfamilie beginnt mit G'wëtt 'Joch; Konstruktion im Holzbau; schwer zugängliche Stelle', Ausgangspunkt ist das Verb wëtteⁿ 'ins Joch spannen'. Wëtter 'Witterung, Unwetter', dann auch als Scheltwort benutzt, kennt zahlreiche Zusammensetzungen wie Bīswëtter 'kalte, windige Witterung' und Verstärkungen wie Stërneⁿwëtter. Es folgt wīt 'räumlich ausgedehnt; in eine Richtung ausgedehnt; entfernt; in hohem Mass', dessen Ableitung wīter 'an etw. anschliessend; über einen Punkt hinausgehend' das Heft beschliesst.

Fränzi Rütti-Saner stellt in der «Basellandschaftlichen Zeitung» Solothurner Wörter vor: «In einer kleinen Serie wollen wir einigen der vergessenen, alten Wörter im Solothurner Dialekt in alphabetischer Reihenfolge kurz nachspüren. Als Grundlage dienen die Angaben aus dem schweizerischen Dialektwörterbuch Idiotikon, welches dieses Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiert.» (bz 18.7.2012, S. 27)

Hier kann die erste Staffel gelesen werden.

Fritz Staub – Initiant des Idiotikions und der Schweizer Landesbibliothek

Idiotikon-Redaktor Niklaus Bigler hält am Mittwoch, dem 27. Juni, um 19.00 Uhr in der Nationalbibliothek in Bern einen öffentlichen Vortrag über den Gründer unseres Wörterbuchs. Nähere Informationen finden sich hier.

Wörterfriedhöfe oder Enzyklopädien der Volkskultur?

Am Mittwoch, dem 4. Juli, findet ab 18.00 Uhr in der Nationalbibliothek in Bern eine öffentliche Podiumsdiskussion mit den Chefredaktoren der vier nationalen Wörterbücher statt. Nähere Informationen gibt es hier.

Am Freitag, dem 15. Juni, feierte das Schweizerische Idiotikon den 150. Jahrestag seiner Gründung. Die an die schweizerischen Medien versandte Pressemitteilung kann hier heruntergeladen werden. Sie bietet eine Kurzinformation über Vergangenheit und Gegenwart, die Präsenz in gedruckter, digitaler und socialmedialer Form sowie Links zu Bildern und zum Jahresbericht 2011.

Das Idiotikon in der «Neuen Zürcher Zeitung» und in der «Basler Zeitung»

Die Artikel von Marcel Amrein bzw. Sigfried Schibli zum runden Jubiläum des Schweizerischen Idiotikons können hier und hier eingesehen werden.

Der Jahresbericht informiert über die Aktivitäten und Dienstleistungen der Redaktion, unterrichtet über den Publikationsstand, die Mitarbeiter, den Fortgang verschiedener Projekte sowie die Administration des Unternehmens und enthält eine Bibliographie der wissenschaftlichen Neuerscheinungen zum Schweizerdeutschen. Im Bericht findet sich überdies der Aufsatz «Das Volk schreibt mit. Neues Baseldeutsch Wörterbuch: Entstehung, Inhalt und Wirkung» von Annelies Häcki Buhofer, Markus Gasser und Stefanie Meier, der auf dem an der letztjährigen Mitgliederversammlung gehaltenen Vortrag basiert.

Der Jahresbericht kann beim Sekretariat des Schweizerdeutschen Wörterbuchs, Auf der Mauer 5, 8001 Zürich, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! bezogen oder direkt hier heruntergeladen werden.

Das elektronische Register ermöglicht ab heute nicht allein die Lemma-, sondern neu auch die Volltextsuche im Idiotikon. Beide Suchmöglichkeiten sind über das Menü «Komplettsuche» erreichbar.

Neu aufgeschaltet wurde sodann das Grammatische Register.

Die diesjährige Mitgliederversammlung des Vereins für das Schweizerdeutsche Wörterbuch findet am Freitag, dem 15. Juni 2012, in der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern statt.

Sie bildet den Abschluss eines ganztägigen Jubiläumskolloquiums zur Feier des 150jährigen Bestehens des Vereins. Sprechen werden Prof. Dr. Iwar Werlen (Universität Bern), Dr. Hans-Peter Schifferle (Schweizerisches Idiotikon), Prof. Dr. Helen Christen (Universität Freiburg i. Ü.), Dr. Ralf Plate (Mittelhochdeutsches Wörterbuch, Arbeitsstelle Trier), PD Dr. Hans Bickel (Schweizerisches Idiotikon) und Prof. em. Dr. Walter Haas (Universität Freiburg i. Ü.).

Der von Alfred Borter geschriebene Artikel kann hier heruntergeladen werden.

Nach oben