Wortgeschichten

heimlifeiss

Illustration: Tizian Merletti
Heimlifeiss heisst mi Geiss, lautet im Aargau und im Luzernbiet ein Reim eines alten Kinderlieds, das in vielen Varianten seit dem Spätmittelalter bekannt ist. Das ganze Verslein geht so: Nienegnue heisst mi Chue, Heimlifeiss heisst mi Geiss, Türlistock heisst mi Bock, Rübelhoor heisst mis Schoof, Haberstrau heisst mi Frau, Rüfegrind heisst mis Chind. Das Eigenschaftswort heimlifeiss, das in der Nordostschweiz haamlifaass, im Berner Oberland und ...
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Basler, Tänzer, Italiener, Benziner. Erfolgsgeschichte einer Silbe

Illustration: Tizian Merletti
-er: gerade mal zwei mickrige Buchstaben sind eine der häufigsten Endungen deutscher Substantive. So klein, dass man sie fast übersieht – aber mächtig, wenn es um die unterschiedlichen Bedeutungsaspekte geht, die diese Silbe ausdrücken kann. Zwei Hauptfunktionen dominieren. Einerseits dient -er dazu, Einwohner- und Herkunfts­bezeichnungen zu bilden: Ein Basler wohnt in Basel oder kommt von dort (und die Baslerin ist zumindest sprachlich ihrerseit...
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Chümi, Chlotz und Chlütter

Illustration: Tizian Merletti
«Über Geld spricht man nicht, man hat es.» Dieser Spruch drückt das Unbehagen aus, wenn in einem Gespräch die eigenen finanziellen Verhältnisse thematisiert werden sollen. Geld ist in vielerlei Hinsicht ein Tabuthema, zu gross ist die Angst, man könnte von anderen als Grossverdiener, als armer Schlucker, als Neureicher, als von Schulden geplagt, als Geizhals oder als reicher Erbe taxiert werden. Gleichwohl dringt das leidige Thema immer wieder an...
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Mira!

Illustration: Tizian Merletti
«Mira, chasch goh. Aber pass uf!», sagt der Vater zu seiner Tochter. Entweder heisst die Tochter Mira (mit langem, geschlossenem i ausgesprochen, in den letzten Jahren immer in der Top 100 der beliebtesten weiblichen Vornamen für Neugeborene), oder der Vater ist einverstanden, dass seine Tochter weg will. Im zweiten Fall ist mira nämlich kein Name, sondern ein Adverb, das auch mit kurzem Vokal ausgesprochen wird. Lautliche Varianten davon sind mi...
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Hurtig

Illustration: Tizian Merletti
Mani Matters Hansjakobli schnaagget tifig tifig unter das Taburettli, der Bueb mit Name Fritz rennt so schnäll, dass man ihn gar nicht sieht, beim Boxmatch geits nid gschwing, denn beide Boxer stehen noch im Ring, und in einem anderen Lied singt Matter: Doch muess i ietze hurti höre, s Lob vo dr Fuulheit hie z beschwöre. Tifig, schnäll, gschwing, hurti – nur eine kleine Auswahl von Ausdrücken, die man für hochdeutsch schnell verwenden kann. Weite...
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Pflüümle

Illustration: Tizian Merletti
Öppis nöimet anepflüümle, härepflüümle, inepflüümle für ein flüchtiges, unsorgfältiges Erledigen dürfte heute zum mehr oder weniger allgemein bekannten schweizerdeutschen Wortschatz gehören – höchstens dadurch eingeschränkt, dass das Wort als ziemlich salopp gilt. Schlagen wir die fraglichen Wörter im Schweizerischen Idiotikon nach, erfahren wir aber teilweise anderes, als wir erwartet hätten. Nun – der Artikel pflüümle mit seinen Zusammensetzung...
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Gschmöis

Beim Wort «Gschmöis» scheint man geradezu herauszuhören, worum es geht: lauter wertloses, unnützes Zeug. Diese Bedeutung hat sich aber erst nach und nach entwickelt. «Gschmöis» ist eine – sogenannte Rundung (vgl. etwa «heischen» > «höische») aufweisende – Variante von «Gschmeiss», welches seinerseits eine Kollektivbildung zu «Schmeiss» ist. Dieses «Schmeiss» wiederum gehört zum Verb «schmeissen», werfen. «Gschmöis» bedeutete also ursprünglich ...
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(v)ergalschtere, (v)ergelschtere

Das Wort der Woche: «(v)ergalschtere» oder «(v)ergelschtere» kommt in vielen Bedeutungsnuancen vor, zum Beispiel bedeutet «sich ergelschtere» sich ereifern, sich aufregen, oder «vergelschteret» meint verblüfft, fassungslos, verwirrt. Die älteste Bedeutung aber ist «verzaubern, verhexen». Im mittelalterlichen Deutsch gab es ein Wort «galster», das «(Zauber-)Gesang» bedeutete und zu einem Verb «galan» mit der Bedeutung «singen» (besonders «Zauberfo...
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gheie/ghyye

Das Wort der Woche: «gheie/ghyye» hat eine der verrücktesten Bedeutungsentwicklungen hinter sich. Althochdeutsch («hiwen») bedeutete es «heiraten». Hieraus hat sich die Bedeutung «begatten» ergeben, die in der älteren Sprache gut belegt ist. «Begatten» kann leicht zum Schimpfwort werden – so wurden die alten Schweizer «Küe-Gehyer», also «Kuh-Beischläfer», gescholten –, und hieraus entwickelte sich die allgemeinere, heute aber veraltete Bedeutung ...
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