Das isch en Heisse
Wer kennt sie nicht, die Wendung das isch en Heisse oder auch das isch mer en z Heisse im Sinne von «das ist eine heikle Sache» bzw. «eine zu heikle Sache»? Nur: en heisse – was? Eigenartig, dass einem – anders als bei en Schöne (nämlich Tag) und en Guete (nämlich Appetit) – nicht gleich das fehlende Substantiv einfällt…
Für die Bearbeiter der dritten Auflage des «Zürichdeutschen Wörterbuchs», die 1983 herauskam, war die Sache jedoch noch klar. Unter «häiss» bringen sie nämlich die Wendung mit eingeklammertem Substantiv: «Das isch en häisse (Lauff), heikle Angelegenheit (populär).» Unter «Lauff» wiederum wird die Wendung unter Bedeutung 2 gebucht: «2. Gewehrlauf. Bildlich: En häisse (Lauff), eine heikle Sache (populär).» Die so ergänzte Wendung leuchtet ein: An einem heissen Lauf kann man sich tüchtig die Finger verbrennen.
Die Wendung scheint demnach aus der Soldatensprache zu stammen. Dass sie im Schweizerischen Idiotikon fehlt, dürfte auf geringes Alter verweisen: Die Artikel «heiss» und «Lauf» wurden noch im späten 19. Jahrhundert verfasst, und hätte man zu dieser Zeit schon vom heisse Lauf gesprochen, wäre dies den damaligen Idiotikon-Redaktoren sicher nicht entgangen. Aber auch in Hanns Bächtolds Büchlein über die Soldatensprache des Ersten Weltkriegs fehlt sie, ebenso in Fritz Herdis Publikationen über die Zürcher Gassensprache der 1950er Jahre. Macht nichts – Jacques M. Bächtold, der am «Zürichdeutschen Wörterbuch» mitwirkte, musste es unfehlbar wissen, galt er doch in den 1960er- und 1970er-Jahren dank seinen im «Tages-Anzeiger» publizierten Zürichdeutsch-Glossen als «der Zürichdeutschpapst» schlechthin!
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