Wortgeschichten

Chlüppli, Chlüpperli, Chlupperli

Illustration: Tizian Merletti
Wort der Woche ist das zürcherische und ostschweizerische Chlüppli, Chlupperli, Chlüpperli, die «Wäscheklammer». Es handelt sich dabei um eine Verkleinerungsform von Chluppe «zangenartiges, festklemmendes Gerät». Letztlich gehört unser Wort zu mundartlich chlüübe «kneifen», das seinerseits auf althochdeutsch kliuban «spalten» zurückgeht – die «Urchluppen» und «Urchlüppli» waren schlicht ein gespaltenes Stück Holz. Permalink: https://idiotiko...
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Cheib und Chog

Illustration: Tizian Merletti
Diese Woche geht es um den «Cheib» und den «Chog». Beide Wörter kennen in der Mundart eine recht vielfältige und schillernde Anwendung: Mit «Souchog» und «fuule Cheib» werden Menschen beschimpft. Sagt die Mutter zu ihrem gewitzten Kleinen «bisch es Chögli», meint sie das jedoch anerkennend-liebkosend, vom Tadel ist fast nichts mehr spüren. Im Ausruf «verreckte Cheib» kommt wiederum unverhüllte Überraschung zum Ausdruck. Und in «cheibeschöön» und ...
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Cervelat

Illustration: Tizian Merletti
Das Wort zum 1. August ist der oder die Cervelat, die Schweizer Nationalwurst, hierzulande (anders als in Frankreich!) eine Brühwurst aus Rindfleisch, Schwarten und Speck. Das Wort geht via das Französische und Italienische auf lateinisch «cerebellum» 'Gehirn, Hirn' zurück, womit auch schon gesagt ist, was die Wurst ursprünglich enthielt. Die frühere Schweizer Nationalhymne «Heil dir, Helvetia» (die mit der Melodie von «God save the Queen» gesung...
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Wie man vor 500 Jahren gefrotzelt und beleidigt hat ...

Wie hat man eigentlich vom 14. bis 17. Jahrhundert herumgefrotzelt und andere beleidigt? Deftig, kann man nur sagen... Die Zitate stammen aus Zürcher Gerichtsprotokollen, sofern nichts anderes bemerkt ist; Worterklärungen finden sich ganz unten. Den Anfang macht Johannes Mahler in seinem 1620 aufgeführten «Spiel von St. Stanislaus»: Mir wendt gon sauffen ritterlich, das bintzen wachsendt in dem maul. Gröber sind die Beschimpfungen, derentwegen ma...
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Der Sechseläutenböögg und andere Bööggen

Illustration: Tizian Merletti
Jeden April wird am Zürcher Sechseläuten der Böögg verbrannt, ein auf einem zehn Meter hohen Holzhaufen stehender, mit Holzwolle und Knallkörpern gefüllter Schneemann. Bevor der Böögg im 19. Jahrhundert eine Angelegenheit der Zünfter wurde, trugen Knaben aus den verschiedenen Quartieren solche den Winter darstellenden Strohpuppen zur Schau durch die Stadt und verbrannten sie anschliessend. Das Wort ist oder war auch ausserhalb Zürichs bekannt und...
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Berchtoldstag

Illustration: Tizian Merletti
Besonders im Grossraum Zürich und im Gebiet des alten Bern (heute Bern, Waadt, westlicher Aargau) kennt man ihn: den Berchtoldstag, dialektal «Bächteli(s)tag», «Berchteli(s)tag», «Berteli(s)tag» oder «Bärzeli(s)tag». In der Berner und Zürcher Tradition fällt er auf den 2. Januar, im thurgauischen Frauenfeld auf den dritten Montag im Januar. Doch wer ist Berchtold? Einen Heiligen dieses Namens gibt es nicht, und die Kantone, die den Tag begehen, s...
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Es schneielet, es beielet...

Illustration: Tizian Merletti
In den nächsten Tagen soll's ja wieder aktuell werden: «Es schneielet, es beielet, es gaat en chüele Wind ...» – das Liedlein kennen alle. Doch was bedeutet beiele? Ist es nur ein kindersprachliches Reimwort oder doch mehr? Es ist natürlich mehr: beiele ist eine Ableitung von Bii(j)i, Bei(j)i, Biili, Bei(j)eli, schweizerdeutsch für Biene. Die tanzenden Schneeflocken werden also mit schwärmenden Bienen verglichen, ein Bild, das naheliegt, wenn der...
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Anken, Schmalz, Britschi – und Butter

Das im Idiotikon am häufigsten gesuchte Wort ist Anke – gefolgt von Cheib (siehe Wortgeschichte Nr. 29 vom 17. Oktober 2012), huere und Siech. Im traditionellen Schweizerdeutsch gilt Anke (oder Angge, Aahe, Ouhe/Ouche, Aihu/Aichu, Öihu/Öichu) für «Butter» im grössten Teil der Deutschschweiz – von Basel und Winterthur im Norden bis Zermatt im Süden und von Murten im Westen bis Walenstadt im Osten. Im deutschen Sprachraum kennen zwar ausschliesslic...
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Altweibersommer

Illustration: Tizian Merletti
Die herrlichen Sonnentage, die wir im Herbst geniessen dürfen, sind schriftsprachlich als Altweibersommer bzw. verbreitet dialektal als Altwybersummer (-sommer) bekannt. Andere schweizerdeutsche Begriffe sind oder waren das Maartissümmerli (Appenzell, Bern, Schaffhausen, Uri, Wallis), das Witwesümmerli (Graubünden) und der Noosummer bzw. -sommer (Aargau, Appenzell, Basel, St. Gallen, Schaffhausen, Thurgau, Zürich). Die letztgenannte Bezeichnung, ...
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Wienachtsguetsli (oder -guetsi, -güetsi, -gueteli, -gutzi) – die Klassiker

Illustration von Tizian Merletti
MailänderliDie Bezeichnung Mailänderli und ähnlich für den bekanntesten Klassiker der Deutschschweizer Weihnachtsbäckerei sind schon bald 300 Jahre alt. Unter dem Namen Gâteau de Milan erscheinen die ersten Mailänderlirezepte im 18. Jahrhundert in Berner und Basler Kochbüchern. Im 19. Jahrhundert war in Bern dafür die Bezeichnung Miläänli verbreitet. Ob die Namengebung etwas mit der Herkunft des Gebäcks zu tun hat, ist ungewiss. Herkunftsnamen wa...
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Mach nöd eso en Lätsch!

Illustration: Tizian Merletti
En Lätsch mache heisst «missmutig den Mund verziehen», lätsche meint «den Mund zum Weinen verziehen; weinen», und ein Brüel(l)ätsch ist ein «oft und laut weinendes Kind». Das Wort Lätsch hat eine überraschende Verwandtschaft: den Latz und das Lasso. Alle drei gehen letztlich auf lateinisch laqueus «Schlinge, Fallstrick» zurück, haben also gemeinsame Grosseltern – aber nicht gemeinsame Eltern. Im Spanischen wurde lateinisch laqueus zu lazo, was ne...
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Spatzig

Illustration: Tizian Merletti
Nein, mit dem Spatz, dem Sperling, hat Spatzig natürlich nichts zu tun. Das Wort kennt Varianten wie Spaazig, Spaazis und Spaazi, womit wir dem Ursprung näher kommen: Es geht auf italienisch spazio zurück, was «Raum, Platz», auch «Zwischenraum», «Abstand», «Zeitspanne», «Zeitraum» bedeutet; zugrunde liegt lateinisch spatium mit den gleichen Bedeutungen. Die ursprünglichste der schweizer­deutschen Lautungen ist also Spaazi. Die Variante mit dem sc...
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Isch es äuä amig albig besser gsy? Äuää!

Schweizerdeutsch kennt so hübsche Kleinwörter wie aade, ächt (in: chunt si ächt?), äisder, albe, allpott, amel, ämel, amig, ase, esie, (mo)moll, notte, sèda, selewie odersobänd – wer hat sich nicht schon gefragt, woher sie stammen? In dieser Wortgeschichte fangen wir mit albe & amig an. Albe (oder aube) und amig (oder amigs) sind Geschwister: Ersteres ist im Baselbiet, im Bernbiet und im Freiburgischen zuhause, letzteres im Zürichbiet. Weiter...
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Ächt & Ächt – weles ächt isch ächt ächter?

Illustration: Tizian Merletti
Weiter geht's in unserer Serie über schweizerdeutsche Kleinwörter – dieses Mal mit ächt. Jä sette mer ächt nonig hei? schrieb die Aargauerin Sophie Haemmerli-Marti 1913, wie wirds mer ächtert gaa? der Zürcher Johann Martin Usteri 1831 und hets mi ächterscht nid lieb? der Baselbieter Jonas Breitenstein 1864. Google liefert uns hingegen fast ausschliesslich einen anderen Typus ächt, der etwa in ächt schwyzerisch, ächt Bärn, ur ächt, ächt guet oder ...
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Vom Guetjahr und der Helsete sowie (un)anständigen Neujahrswünschen

Illustration: Tizian Merletti
Heute konzentriert sich das um die Wintersonnenwende übliche Schenken auf Weihnachten. Früher gab es (und gibt es da und dort noch heute) eine ganze Reihe möglicher Geschenktermine – Nikolaustag, Heiligabend, Weihnachtstag, Neujahrstag und Dreikönigstag. Wohl ganz verschwunden sind die traditionellen Namen für das, was wir heute einfach Gschänk oder Gschänkli nennen: die Helsete, der Helstag und, besonders sprechend, das Guetjahr oder Guetjohr. D...
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Figgi und Müli haa

Illustration: Tizian Merletti
In den kommenden Wortgeschichten wollen wir einigen typisch schweizerdeutschen Wendungen nachspüren. In dieser Wortgeschichte geht es nun um «Figgi und Müli». Figgi und Müli haa bedeutet «zwei Optionen zugleich offen haben». Der Begriff stammt aus dem Mühlespiel: Eine «Mühle», schweizerdeutsch Müli, sind im Mühlespiel (oder Nüünimool, -spiil, -schtäi, -zie, wie man hierzulande auch sagt) drei Steine der gleichen Farbe, die in einer Geraden auf Fe...
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Wenn Helvetia hungrig ist

Heute singt, wer dazu aufgelegt ist und den Text kennt, zu patriotischen Anlässen Trittst im Morgenrot daher …, bekannt als «Schweizerpsalm». Bis 1961 galt «Rufst du, mein Vaterland» als Nationalhymne. Deren Nachteil war, dass sie zur Melodie von «God save the Queen» gesungen wurde, der Hymne der britischen Monarchie, was zur kuriosen Situation führen konnte, dass bei Sportanlässen dieselbe Melodie für zwei unterschiedliche Länder gespielt wurde....
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Vom Tschutten der Bälle und Schafe

Die Schweiz ist zwar im Achtelfinal der WM ausgeschieden, aber wir machen mit unseren Wortgeschichten zum Fussball weiter! Die Fachterminologie des Fussballs wurde Ende des 19. Jahrhunderts gleich zusammen mit dem Sport aus England in die Schweiz importiert. Darum heisst es in der Deutschschweiz immer noch Goal statt wie in unseren nördlichen Nachbarland eingedeutscht Tor, Penalty statt Strafstoss und Corner statt Eckstoss. Das hiesige tschuute, ...
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Freitag, 22. Juni 2018, 19:00 MESZ: Anpfiff Rätzen – Schweiz

Die Fussballweltmeisterschaft in Russland hält für die Schweizer Nati schon in der Gruppenphase Herausforderungen bereit. Nach dem gelungenen Einstand gegen Brasilien trifft die Mannschaft am Freitagabend auf Rätzen. Dieser historische Name für Serbien leitet sich von einem Teil seiner Bewohnerschaft ab: Ein Rätz war ein griechisch-katholischer (statt orthodoxer) Serbe. Das Wort ist mit der früher gebräuchlichen Bezeichnung Raizen für die serbisc...
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E gueti bzw. käi gueti Falle mache

E Falle mache findet sich im ersten Band des Schweizerischen Idiotikons, der in den frühen 1880er-Jahren erarbeitet wurde, aus Basel bezeugt, und als Bedeutungsangabe steht daneben «betrübtes Gesicht». Zumindest heute kennt man den Begriff natürlich in der ganzen Deutschschweiz. Betrachten wir Wendungen, die das Gleiche bedeuten, dann kommen wir der ursprünglichen Meinung von Falle auf die Schliche: Das Wort «Lätsch» in Er macht en Lätsch bedeute...
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