Heft 220 erschienen
Das 220. Heft des Idiotikons (wüest bis wīter) ist das zweitletzte des 16. Bandes. Es umfasst neben weiteren Kleinsippen die folgenden Wortfamilien: Zuerst wird das im vorangehenden Heft begonnene wüest 'öde, hässlich, schmutzig, unartig' abgeschlossen, wozu etwa verwüesteⁿ 'beschädigen' und uⁿwüestlich 'schonend' gehören. Es folgt Wāt 'Tuch, Stoff', ua. mit der Zusammensetzung Līⁿwāt 'Leinwand, Leinengewebe' sowie der Ableitung wātlich 'artig, geschickt, tüchtig, stattlich' bzw. uⁿwātlich 'schlimm, hässlich, ungehobelt, störrisch'. Erwähnenswert ist sodann der Kantonsname Wāt 'Waadt', dessen deutsche Form eine alte frankoprovenzalische Dialektlautung bewahrt. Die nächste grössere Wortfamilie wird von Watt 'grosse Menge (Schnee, Gras)' eingeleitet und umfasst ua. watteⁿ 'waten' und Wetti 'Teich, Pferdeschwemme, offenes Wasserreservoir'. Nur am Bodensee kommt Watt 'engmaschiges Zugnetz' vor. Ebenfalls regional eng begrenzt ist das etymologisch schwierig zu erklärende Wätta, das in der Bedeutung 'Schwester' nur bei den Südwalsern, in der Bedeutung 'einfältige Frau' nur im Wallis vorkommt. Spinnwättereⁿ – auch mit einer vertrackten Sprachgeschichte – ist der Name einer Basler Zunft. Wett, Wetti oder älter G'wett, das heute die Bedeutung 'Wette' hat, meinte ursprünglich 'Pfand, Gerichtsbusse', das zugehörige Verb wetteⁿ 'wetten' dementsprechend zuerst 'eine Sicherheit leisten, ein Strafgeld entrichten'. Die nächste grosse Wortfamilie beginnt mit G'wëtt 'Joch; Konstruktion im Holzbau; schwer zugängliche Stelle', Ausgangspunkt ist das Verb wëtteⁿ 'ins Joch spannen'. Wëtter 'Witterung, Unwetter', dann auch als Scheltwort benutzt, kennt zahlreiche Zusammensetzungen wie Bīswëtter 'kalte, windige Witterung' und Verstärkungen wie Stërneⁿwëtter. Es folgt wīt 'räumlich ausgedehnt; in eine Richtung ausgedehnt; entfernt; in hohem Mass', dessen Ableitung wīter 'an etw. anschliessend; über einen Punkt hinausgehend' das Heft beschliesst.